über Leckerriesling

Alles auf Anfang

“Sie haben Hashimoto. Ist aber nicht schlimm, sie nehmen jeden Morgen eine Tablette und gut ist.“

Mit diesen knappen Worten läutete mein Hausarzt eine neue Ära in meinem Leben ein: Ich bin seit 03/2019 offiziell chronisch krank. Immerhin hatten meine Beschwerden, die bis dato unter „das sind die Wechseljahre Frau F., da kann man nix machen…“ abgetan wurden, nun einen Namen. „Der kleine Japaner“ nennt meiner Freundin Heike meine neuerworbene Krankheit.

Wie man es heute so macht, stürzte ich mich daheim angekommen sofort ins WWW auf der Suche nach mehr Infos.

Keine gute Idee….

Soviel Gräßliches las ich da, viele schwere Schicksale von Menschen, die dank Hashimoto sich kaum noch auf den Beinen halten konnten. NEM (Nahrungsergänzungsmittel) sollten wohl helfen, also wurden die fix bestellt: Vitamin D, Eisen, Zink und vor allem Magensium, was ich schon seit geraumer Zeit zu mir nahm, da sonst Krämpfe an der Tagesordnung waren.

Der Hausarzt schickte mich zum Radiologen, um die Diagnose absichern zu lassen. Der nette Arzt schaute sich die Schilddrüse per Sonografie an, bestätigte die Diagnose, und sprach die Worte: „Na, da sind wir ja mal gespannt, was bei ihren die zweite Autoimmunerkrankung ist, die kommen gerne im Doppelpack, wahrscheinlich was mit dem Darm, Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn.“
Ich war sprachlos. Wie jetzt??? Ich hatte doch die erste noch nicht verdaut, und er offerierte mir schon ein Geschwisterchen?

In einer FB-Gruppe las ich mich ein über Schilddrüsenunterfunktion und auch ein bisschen über Hashimoto. OK, die Einstellung mit L-Thyroxin ist wohl ein bisschen tricky, und man muss den richtigen Arzt finden, aber dann wird das schon. Und wenn man seine NEM regelmäßig nimmt.

Nur leider wurde es nicht.

 

Ein Jahr später

Der Austausch mit Freundinnen brachte die Anweisung „Du muss unbedingt zum Endokrinologen, das ist der richtige Spezialist!“ Nun gut, vielleicht kann der ja endlich die richtige Einstellung finden und endlich endlich für eine Verbesserung der Gesamtlage sorgen.
Also machte ich einen Termin beim Endokrinologen-Papst der Stadt und setzte alle meine Hoffnung in diese Untersuchung.

Knapp 3 Wochen musste ich nach dem heißersehnten Arztbesuch noch auf das Ergebnis warten, das endlich an einem Samstag morgen im Briefkasten lag. Ein dicker Brief, der mir da verheißungsvoll entgegen fiel:

„ blablabla…. blablabla…. somit keine endokrinologische Ursache für die geschilderten Beschwerden. … blablabla… Im Labor befindet sich ja kein Hinweis auf eine Hashimoto Thyreoditis oder eine Autoimmunthyreopathie. … „

 

Den Samstag verbrachte ich heulend auf dem Sofa: ich hatte keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen sollte. Meine Beschwerden zu diesem Zeitpunkt: ständige Gelenkschmerzen, teils starke Muskelschmerzen, chronische Müdigkeit, Schlafprobleme, vernebeltes Gehirn, Gedächtnisprobleme, Herzstolpern, trockene Augen, Nasennebenhöhleprobleme, Verdauungsprobleme, und immer wieder depressive Verstimmungen.

 

An den Haaren aus dem Sumpf

Nach einer Nacht bestehend aus erschöpftem Schlaf fasste ich am nächsten Morgen einen Entschluss: offensichtlich konnte ich von der Ärztschaft keine Hilfe erwarten, also muss ich mir wohl selber helfen.
Bewaffnet mit einer Kanne Tee begann ich im Internet zu recherchieren. Leitidee dabei war die Frage „Wie hat das eigentlich alles angefangen?“, zurück auf Null.

Die Gelenksschmerzen waren das Leitsymptom, das erste, was ich benannt hatte, bevor ich wusste, was ich habe. Das in Verbindung mit der Information, dass Autoimmunkrankheiten gerne gepaart auftreten, brachte mich irgendwie per Zufall auf die erste Seite, die sich mit einem alternativen Ansatz zur Behandlung von Autorimmunerkrankungen beschäftigte: Nicht die Auswirkung, sondern die Ursache gilt es zu behandeln. Also nicht die Schilddrüsenunterfunktion (oder was auch immer im Autoimmunen Prozess zerstört wird), sondern den Autoimmunen Prozess an sich.

Das klang einleuchtend.

 

Die Wende

Ich verschlang über eine Woche lang so ziemlich alles, was sich im Internet mit Autoimmunerkrankungen beschäftigt. Immer wieder traf ich da auf die Paleo-Ernährung, von der ich schon gehört hatte. Ich glaube, ich hatte auch schon mal vom AIP (Autoimmunprotokoll) gelesen, es aber als total crazy abgetan.

Jetzt aber war der Leidensdruck groß genug, dass ich bereit war, mich mit dieser crazy-Sache auseinander zu setzten. Und da las ist ganz Großartiges:  Der Rückgang der Beschwerden wurde angepriesen,  fast etwas wie Heilung (genannt Remission) sei möglich. Ich fand ein Buch mit dem verheißungsvollen Titel „Die Autoimmun-Lösung“, was ich sofort bestellte und nach Erhalt in kürzester Zeit  verschlang.

Hmmmm. Das Ergebnis ist ja erstrebenswert, aber der Weg dahin liest sich ziemlich aufwändig. Gefühlt muss man sein Leben total auf den Kopf stellen.

 

„Ich hab‘ ja nix zu verlieren…“

Da stand im Buch: „Versuchen Sie es wenigstens 30 Tage, und entscheiden Sie dann.“
Ok, 30 Tage, das halte ich durch.

 

Heute

Mittlerweile habe ich sehr vieles in meinem Leben geändert, und dadurch die meisten meiner Symptome nahezu eliminieren können. Autoimmunpaleo ist mein neues Normal geworden. Ich versuche, Stress niedrig zu halten, Umweltgifte soweit wie möglich zu meiden, und auf meinen Körper zu hören.
Damit geht es mir schon ziemlich gut.
Aktuell steht das Thema „Entgiftung“ an, davon erhoffe ich mir den letzten gr0ßen Schub in Richtung umfassende Gesundheit.

 

Warum „Leckerriesling“?

Ich esse einfach gerne. Richtig gerne. Und richtig gerne richtig gut.
Viele AIP-Rezepte, die ich gesehen habe, sind so spaßbefreit. Da liegt Brokkoli neben Süßkartoffeln und einem Stück Rinderfleisch. Ja, es sind alle nötigen Nährstoffe enthalten, aber das war es auch schon. Das ist aber für mich nur Nährstoffaufnahme und kein Essensgenuss.
Aber das kann und möchte ich nicht für den Rest meines Lebens haben.

Ursprünglich als private Rezeptsammlung konzipiert (in Ermangelung an einer guten App wurde es dann eine Homepage), entwickelt sich Leckerriesling mehr und mehr zu einer Quelle an komprimierten Informationen für andere Autoimmunerkrankte, für die Essen ein wichtiger Teil ihres Wohlbefindens darstellt.

Und Wohlbefinden ist das wichtigste auf dem eigenen Weg zur inneren und körperlichen Gesundung.

Gehabt Euch wohl und geht Euren Weg

Brigitta